Berichte

In Tschechien herumgoogeln

Tschechen, Skandinavier, Deutsche, Österreicher und -innen. Und viele andere. Gerne folgen sie alle am Saisonbeginn der Einladung „Velokonoce ve skálach“.  Tschechisch in Deutsch übersetzt, bedeutet das „Ostern in den Felsen“. Oder „Prague Easter“ wie es im Renn-Englisch heißt. Heuer warteten von 29. bis 31. März 2024 drei Etappen im Raum Doksy im böhmischen Sandsteinparadies, auch auf Christine & Erich, Babsi & Boris.

Wer in den Wäldern dieser Gegend zwischen Prag und Liberec schon einmal Posten gesucht hat, der weiß: Da muss man nicht viel übersetzen, so ein Gelände ist in jeder Sprache der Welt mit „einzigartig & großartig“ zu verstehen.

Vor 100 Millionen Jahren, mitten in der Kreidezeit war an Orientierungslauf in dieser Region noch nicht zu denken. Auch Orientierungstauchen war noch nicht erfunden. Niemand hatte Stress. Das Meer lagerte in aller Ruhe Sand ab. So weit, so einfach, so lang her. Dann übernahm vulkanisches Magma, das den verfestigten Sandstein durchbrach, die weitere Gestaltung dieses außergewöhnlichen Outdoor-Spielplatzes. Viele Täler, Schluchten und Gräben entstanden. An ihren Hängen bildeten sich Felswände & Felstürme, Felsnadeln & Felsriffe. Kiefern ergänzten die Landschaft zu einer Wald-Felswildnis, die von zahlreichen, oft kegelförmigen Hügeln aus Vulkangestein überragt wird.  Fast wie (Sprach)Inseln.  

Die Schwierigkeit ist, während der anspruchsvollen Etappen die Landschaft fehlerfrei auf die Karte zu übersetzen. Und es ist nicht immer leicht, das fordernde Gelände richtig zu deuten. Wo umlaufe ich? Wo gibt es belaufbare Durchgänge? Wo steige ich steile Kamine hinauf? Wo versteckt sich der (verdammte) Posten überhaupt? Viele Fragen beschäftigen uns während eines Mitteldistanz-Rennens am ersten und einer Langdistanz-Etappe am zweiten Tag.

Wem beim Übersetzen im Sinne von Deuten der Spaß verloren geht, dem kann zumindest von seinem halbintelligenten Handy geholfen werden. Google hat Humor. Abendessen bzw. das automatische Übersetzen der Speisekarte hat einen gewissen Überraschungsfaktor.  „Berasnimi ruzky“ werden mit „Widderhörnchen“ übersetzt, sind aber Lammstückchen. Na gut, fast. Völlig unerwartet kommt, dass die „Nudlicky“ letztendlich keine „Nudeln“ sind. Mit Schweinefleischstreifen war nicht zu rechnen.

Ein Mittel zur Frustbewältigung nach dem Rennen ist auch das Studium der unaufgefordert vom Tschechischen ins Deutsche „übersetzten“ Startliste. Diese oft sehr kreative Transkription sorgt möglicherweise auch dafür, mit einem Grinsen im Gesicht in der Startbox zu stehen.

Am dritten Tag wird eine verkürzte Langdistanz im Jagdstart-Modus gelaufen. Die Google-Übersetzung bringt Leben in die Bude. Auch bei den Damen 50-: „Monika Abteilung“ ist die Gejagte, „Evi Trikot“ eine der ersten Verfolgerinnen. Das lustige daran, Monika Depta und Evi Drese sind Läuferinnen aus Deutschland. „Babsi Kastner“ ist Babsi Kastner und kommt nach 3 Tagen als 4. ins Ziel. Und damit weit vor „Michaela die Stellmacherin“, die in einer anderen Sprache Michaela Kolarova heißt. Pech hat „Iwonas Webseite“, denn Iwona Sztranek stempelt fehl.

Auch bei den Herren zieht ein buntes Feld ins Feld: So duelliert sich „Iwan der Otter“ vom Start weg mit „Armer Pavel“.  Es ist ein spannendes Match zwischen Iwan Vydra und Pavel Mrva. Weiter hinten wird es turbulent: „Jindrich der Schmid“ zeigt sein O-Handwerk während „Michael verschluckte sich“ eventuell die Luft ausgeht. Am Ende stehen Jindrich Kovar und Michael Drechsel ebenso in der Ergebnisliste wie „Für Peter“ und „verdammter Mattis“. Ob sich Peter Fors über Mattis Holt geärgert hat, ist nicht bekannt. Robert Heczko ist sicher ganz ruhig geblieben, wie das als „netter Robert“ so seine Aufgabe ist.

Natürlich kommt auch in der Elite der Spaß nicht zu kurz. „Das hat Anna gesagt“ ist ebenso dabei wie „Gehen sie David“. Wobei David Prochazka natürlich nicht gegangen, sondern gelaufen ist: Anna Taksdal auch.  Und ganz bestimmt ist dann irgendwann auch „Petrus das Lamm“ ins Ziel gekommen. Auch für Petr Beranek ist ja schließlich Ostern. Ostern in den Felsen eben, oder tschechisch übersetzt:  Velokonoce ve skálach“.  Mit dem PKW ging es zurück von Tschechien nach Österreich. Auch so eine Art Auto-Übersetzung.