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WM-Tagebuch: Super-Bronze-Samstag

Jannis schreibt bei den World Orienteering Championships 2023 in Flims in der Schweiz rot-weiß-rote Orientierungslauf-Geschichte. Und die Geschichte geht so: Am 15. Juli 2023 „fliegt“ Jannis über die Mitteldistanz zu Bronze und gewinnt damit als erster österreichischer Mann eine WM-Medaille. Bei den Damen komplettiert Jasmina mit dem großartigen 15. Platz den Super-Samstag in Graubünden.

Nach den harten Langdistanz-Entscheidungen am Donnerstag und dem anschließenden Ruhetag stand am Samstag die WM-Mitteldistanz im legendären Flimser Wald auf dem Programm. Das Wettkampfgebiet war wie erwartet: einerseits physisch immens anspruchsvoll und andererseits  in orientierungstechnischer Hinsicht an Schwierigkeit kaum überbieten. Die heißen Temperaturen und die deutlich länger als geplanten Bahnen verschärften für alle Finalistinnen und Finalisten den Arbeitstag zusätzlich.

Genau bei diesen Verhältnissen und genau an diesem Tag gelang Jannis ein historischer Lauf. Je länger der 24-jährige unterwegs war, desto schneller wurde er. Von Zwischenzeit zu Zwischenzeit „kletterte“ im Klassement weiter nach oben, rückte immer näher an die Spitze heran. Am Ende  konnte er auf den letzten drei Teilstrecken gegenüber den starken Skandinaviern noch viel Zeit gut machen und war im Ziel – lautstark angetrieben von vielen, vielen österreichischen Fans plötzlich mittendrin im Kampf um einen Diplomplatz. Und es wurde noch besser, einige der Top-Athleten, darunter alle Schweden und Norweger konnten die 40:26min. von Jannis nicht unterbieten. Plötzlich war die historische Medaille möglich. Es ging um Sekunden. Der Franzose Lucas Basset scheiterte an der Zeit von Jannis, dann auch Olli Ojanaho aus Finnland. Nun war klar, es wird der 3. oder 4. Platz. In jedem Fall ein herausragendes Ergebnis, aber doch irgendwie Himmel oder Hölle. Das letzte, allesentscheidende Match lautete Österreich gegen Schweden. Jannis gegen Albin. Bonek gegen Ridefeldt. Bei Posten 16 hatte Jannis 31 Sekunden Rückstand, bei Posten 22 war er plötzlich 23 Sekunden vorne. Die Stimmung in der Arena kochte wie in einem Fußballstadion. Die Stimme unseres TV-Kommentators Boris war knapp vor dem Brechen. Und sie brach: denn kurz vor dem Ziel war es fix. Der Schwede würde die Zeit von Jannis nicht erreichen. Ridefeldt benötige 40:51min. Jannis hatte es geschafft. Hatte Geschichte geschrieben. Hatte sein großes Ziel erreicht. Hatte sich einen Traum erfüllt. Hatte eine WM-Medaille gewonnen !!      

Jannis musste sich nach dieser Weltklasse-Leistung nur den Schweizern Matthias Kyburz und Joey Hadorn geschlagen und konnte sich mit der Bronze-Medaille belohnen: „Unglaublich! Ab dem vorletzten Posten waren es riesige Emotionen. So viele Leute die mich angefeuert haben. Es war einfach Überragend!“ Bei der Siegerehrung am Abend in Laax feierten viele Österreicherinnen und Österreicher mit Jannis diesen historischen Erfolg.

Im Schatten von Jannis lief auch Jasmina ein großartiges WM-Mitteldistanz-Finale. Mit einem sehr sauberen Lauf konnten in dieser überlangen Medaillenentscheidung viele starke Gegnerinnen hinter sich lassen und den extrem starken 15. Platz erreichen. Für Jasmina bedeute diese Leistung ihr persönlich bestes WM-Ergebnis und für Österreich gehört dieser 15. Platz zu den besten WM-Platzierungen in einem Einzelrennen überhaupt: „Ich bin sehr zufrieden mit Top 15. Der technische Teil war sehr anspruchsvoll doch auch der er einfachere Schlussteil war physisch sehr fordernd und verlangte mir alles ab. Dennoch habe ich den Lauf sehr genossen.“ Schwester Anika machte die hochsommerliche Hitze extrem zu schaffen, sie belegte am Ende den 34. Platz und komplettierte damit auch insgesamt ein herausragendes Team-Ergebnis für Österreich.