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Austria Cup #3: Höhenrausch hinter den 7 Bergen

Kartitscher Sattel. Oder Gailbergsattel. Oder Plöckenpass. (Fast) Egal aus welcher Richtung man kommt, es sind Pass-Straßen zu überwinden, um Obertilliach zu erreichen. Die Gefahr einer Serpentinen-Vergiftung bei der kurvigen Anreise ist durchaus gegeben. Hier, im hintersten Lesachtal, auf 1450m Höhe, findet am 26. und 27. Mai 2018 das Austria Cup-Wochenende #2 statt. Kleine Siedlungen und Dörfer krallen sich an steile Hänge, Häuser und Höfe drängen sich um alte Kirchen. Wir laufen quasi im Herrgottswinkel Österreichs. Hier, wo unser Land wunderschön, aber auch zu Ende ist. Hier, wo raue Sommer, sowie kalte Winter den Alltag beherrschen steht für uns zunächst ein Sprint auf dem Programm.

Obertilliach ist ein sonnseitig gelegenes Haufendorf und perfekt geeignet für einen Sprint-OL. Die Holzhäuser mit viel Tradition wurden ganz eng aneinandergebaut. Das hatte den Sinn, das Dorf leichter gegen Feinde verteidigen zu können. Am 26. Mai 2017 erweist sich diese Siedlungsform als größter Feind all jener Läuferinnen und Läufer, die es gerne einfach haben. Es gibt unzählige Möglichkeiten, sich zwischen den nur selten eingezäunten Häusern zu bewegen: Durchgänge, Stiegen, Pfade, Wiesenstreifen, Böschungen, schmale Straßen und Wege, überwindbare Zäune. Das „All inclusive-Paket“ wird geboten, viele Höhenmeter inklusive. Willkommen im hochalpinen Sprint-Paradies.

Bevor sie losgelassen werden, müssen alle Läuferinnen und Läufer der Elitekategorien in der Quarantäne „einchecken“. Sie dürfen die Zeit vor ihrem Start in (und vor) der Garagenhalle der FF Obertilliach verbringen. Und dann geht’s los. Schnell, steil, schwierig. Bei der Seilbahn-Talstation gibt es, direkt neben dem Ziel einen Zuschauerposten, ehe es zum Kartenwechsel und in die zweite, hauptsächlich bergaufführende Runde geht. Um 16 Uhr geht das sonnenüberflutete Spektakel los, gegen 18 Uhr 30 sind alle Entscheidungen gefallen und die Frage nach der Sprint-Staatsmeisterin und dem Sprint-Staatsmeister 2018 beantwortet: bei den Damen wird Anja Arbter starke Vierte. Im Dreikampf um zwei Medaillen fehlen ihr nur 5 Sekunden auf Bronze, nur 7 Sekunden auf Silber. Bei den Herren läuft Junior Jannis Bonek auf Platz 7.

In allen anderen Kategorien ist dieser Sprint ein Austria Cup-Bewerb: Für das Naturfreunde Wien-Orienteering Team gibt es Platz 1 durch Maya Kastner [D-16Elite], Birgit Gollmann [D35-], Barbara Kastner [D45-], Riki Tiefenböck [D50-], Josef Zapletal [H55-] und Clemens Wolfram [Offen Lang]. Platz 2 erlaufen Tina Tiefenböck [D-20Elite], Denise Hlosta [D21- Kurz], Christine Calvet [D45-] und Sabine Hilbert [D55-] sowie Samuel Imriska [H21- Lang], Ferri Gassner [H50-] und Hans Reisenberger [H75-]. Und dazu holen Ylvi Kastner [D-18Elite], Jasmina Gassner [D-20 Elite], Vera Arbter [D50-], Irene Gassner [D55-], Oliver Calvet [H-14], Jakob Wolfram [H-18Elite], Nikolaus Euler-Rolle [H21- Lang], Boris Kastner-Jirka [H45-] und Peter Bonek [H50-] jeweils Platz 3.

In der Nacht spielen dann nicht mehr SI-Chip und Kompass eine wichtige Rolle, sondern Laterne und Hellebarde. Denn Traditionen werden hier großgeschrieben und vor allem gepflegt. Der größte Feind eines eng zusammengebauten Dorfes war jahrhundertelang das Feuer. Und genau deshalb macht Helmut E., der Obertilliacher Nachtwächter, noch zweimal in der Woche seine Runden durch die engen Gassen der Gemeinde und hält nach Feuer Ausschau. Er ist der einzige und letzte seiner Art in Österreich. Er wacht und singt: „Ihr Bauern und Herrn loust auf und lasst euch sagen, es hat 9 Uhr geschlagen, gebt fleißig Acht auf Feier und Liacht, dass uns Gott und unsre liabe Frau behiat – es hat 9 Uhr geschlagen: Gelobt sei Jesus Christus“.

Hier, wo unser Land wunderschön, aber auch zu Ende ist, hier, wo die Menschen (auch und vor allem in den Tourismusbetrieben und Lokalen) extrem freundlich sind, haben wir sehr gut geschlafen.

Fotos (von Thomas Egger)

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