Berichte

Über unser grenzgeniales Vereinstrainingslager in Litschau

09. Juni 2022

 

Über 50 Läuferinnen und Läufer unseres Vereines verbrachten von 3. – 6. Juni 2022 gemeinsame Trainingstage in Litschau. Über Pfingsten. Übereifrig. Über der Grenze zu Tschechien, zumindest zeitweise. Über welche Themen man da schreiben kann?

Über eine ehemalige Grenzschutz-Kaserne. Über den Journalisten Jaroslav Trpak. Über die Hui-Maschine. Über eine Aluminium-Leiter. Über uns.

Über zwei, die leider nicht dabei waren: Irgendwo im Nirgendwo nördlich von Stalkov wird es laut im idyllischen Wald. Mit einem großen Applaus für Claudia & Peter, dessen Echo von den unzähligen Granitblöcken aller Formen und Größen zurückgeworfen wird, endet am Pfingstmontag unser Naturfreunde-Trainingskurs 2022. Dieser Applaus ist unser akustisches „Dankeschön“ für die beiden Masterminds hinter dieser Veranstaltung. Das Corona-Virus hat ihre Anwesenheit verhindert. Wochenlang haben Claudia & Peter alles geplant, haben das Quartier gecheckt, haben die Karten organisiert, haben sich Gedanken gemacht, haben die Trainingseinheiten mit Themenschwerpunkten „befüllt“, haben Posten gesetzt, haben versucht, allen Ansprüchen unseres „wilden“ Haufens gerecht zu werden. Es ist ihnen gelungen.

Über das Wetter: Glück muss der Mensch haben, vor allem, wenn er im nördlichen Waldviertel unterwegs ist und nicht gerade Gummistiefel-Fetischist und Liebhaber von Regenmänteln ist. Wir haben Glück. Nur bei der Früh-Besprechung am Samstag drückt für eine halbe Stunde frisch gewaschene Luft von oben auf unsere Gemüter. Wir erleben genau die, möglicherweise nur einmal im Jahr auftretenden, drei aufeinanderfolgenden Tage, die die Bezeichnung Sommertag verdienen. Und wir schlafen, während es in den Nächten gewittert und unwettert.

Über uns: Wir sind eine bunte Gemeinschaft. Von jung bis alt. Von Anfänger bis Profi. Von A bis Z. Von Adam bis Zoe. Und dazwischen Albert, Anja, Anna, Anneliese, Annina, Babsi, Boris, Cleo, Elisabeth, Elise, Emily, Ernst, Eva, Fabian, Felix, Ferry, Frederic, Gerda, Günther, Hannes, Heike, Inge, Irene, Jana, James, Jill, Joachim, Katharina, Lauri, Liesl, Livia, Maria, Marina, Martin, Matilda, Mika, Michael, Michael, Natalia, Nikolai, Petra, Ralf, Sabine, Serge, Sona, Sonja, Sabine, Samuel, Sanna, Tatiana, Thomas, Tim & Wolfgang. Außerdem verstärken die beiden Linzer Naturfreunde Lukas & Alex die Reisegruppe aktiv, während die beiden Hunde Chili & Sammy zum Spazieren gehen, Herumtragen, Streicheln und Spielen ganztägig zur Verfügung stehen.

Über den Tellerrand schauen: Via Facebook kamen Tatiana und ihr Sohn Nikolai, die aus der Ukraine flüchten mussten, mit Marina in Kontakt. Nikolai besuchte daraufhin unser Kindertraining und schließlich fuhren die beiden sogar ins Waldviertel mit. Marina ermöglichte den beiden ein kostenfreies Appartement und wir ihnen, trotz aller Sprachbarrieren, ein paar – hoffentlich – schöne Tage in netter Gesellschaft.       

Über Jaroslav Trpak: Der tschechische Journalist lässt sich in den 1920er Jahren nach einer Nordamerikareise inspirieren und bringt für seine Heimatregion rund um die Stadt Jindrichov Hradec den Namen „tschechisch-Kanada“ auf und mit in die alte Welt. Ziel war es, mit einem exotisch klingenden Namen Werbung zu machen. Es hat damals funktioniert und es funktioniert noch heute. Wanderer & Naturliebhaber, Angler & Paddler kamen und kommen ebenso gerne wie Orientierungsläufer.

Foto: Staffeltraining, 2. Massenstart

Über das Training: fünf der sechs Einheiten finden in den abwechslungsreichen und ol-technisch spannenden Wäldern tschechisch Kanadas statt. Die Themenschwerpunkte sind „Ablaufrichtung“, „Vorausplanen“, „Grob-/Fein-Orientierung“ und „Auffangen“. Ein Staffeltraining mit 2 Massenstarts und einem Jagdstart sorgt für abschließende Action. Davor laufen wir einmal dort, wo wir wohnen, also im Theater- und Feriendorf Königsleitn und zwar eine Mixed-Sprint-Staffel. Jeder darf zweimal schwitzen. Auf Runde eins im Wald, auf Runde 2 zwischen den Häusern. Immer mit Blick auf den Herrensee.

Überaus erfrischend: Tage, die am oder im See ausklingen, können keine schlechten ein. Jedenfalls nicht, wenn die Wege ins Glück so kurz sind. Raus aus dem Appartement, runter zum wunderschönen Strandbad, rein ins Wasser sind drei Tätigkeiten, für die man hier genauso lange braucht, wie um diesen Satz zu lesen. Und wer nicht in den See will, hat die Option auf den See zu gehen. Unsere Stand-Up-Paddle-Boards sind rasch aufgepumpt und gut gebucht. Wem die Wassertemperatur des Herrensees zu niedrig ist, der wärmt sich. In der Sonne oder in der Sauna.   

Foto: Damentag am Herrensee

Über den kalten Krieg & warmes Essen: Am Sonntag dringen wir zunächst auf schmalen Straßen tief in die weiten Wälder westlich von Litschau vor. Beim Liliput-Grenzübergang Schlag wechseln wir ins tschechische Radwege- und Handynetz. Unser Ziel ist das Ausflugsgasthaus Medenice. Hier, wo Menschen ihre Fahrrad- und Pferdesättel ver- und sich auf Holzbänken niederlassen, um sich mit Fleisch- und/oder Heidelbeerknödeln sowie Kartoffelpuffer und Bier aus Budweis zu stärken, saßen und aßen in den Zeiten des Kalten Krieges Soldaten. Das Gasthaus war eine Kaserne, in der eine Kompanie der Grenzschutztruppen der Tschechoslowakei untergebracht war, um in diesem Bereich den Eisernen Vorhang geschlossen zu halten. Das deftige Essen haben wir uns verdient. Moosig-weicher Boden und ein Meer von Heidelbeersträuchern saugen bei diesem Vormittagstraining Energie aus unseren Körpern.  

Über das Leben: Am Abend essen wir gemeinsam beim „Dorfwirt“ in unserem Hüttendorf. Nachdem wir das Buffet abgearbeitet haben, sitzen wir zusammen, plaudern und lachen. Wir klären wichtige Fragen des Lebens wie „kann eine Mohntorte saftig sein?“, „Sind in einem Aufzug auf dem Bedienfeld die Knöpfe für die oberen Stockwerke auch immer oben?“ oder „Haben Radfahrer, die gegen die Einbahn fahren, Rechtsvorrang?“.  Dazwischen gibt es Nachhilfe in angewandter Physik unterrichtet vom netten Fachlehrer Michael, der uns in die Welt der Hui-Maschine, auch bekannt als Hui-Rad, Hui-Rädchen, magische Windmühle, Zauberschrauber oder Zauberpropeller ein- und an der Nase herumführt.

Über Kopfhöhe: Und ist man mit all dem noch immer nicht ausgelastet, und hat Wichtiges daheim vergessen, ist das auch kein Problem: Man kann ja später anreisende Angehörige bitten, doch mal die 4m-Teleskopleiter aus Aluminium mitzubringen. Schließlich sind ja in Tschechien nicht nur Posten zu finden, sondern auch Geocaches. Und da wäre dann einer mit der höchsten Schwierigkeit das Ziel. Am Rande eines unserer Trainingsgebiete. Auf einem astlosen Baum in 5 Metern Höhe. Gönn‘s dir, OLGüni!      

Foto: Herzliche Pfingstgrüße aus tschechisch-Kanada

Übernehmen: Unser Verein funktioniert. Fällt jemand aus, springen andere ein und helfen. Danke an Thomas, der die Trainings geleitet hat. Danke an Anja und Ernst, die sich Zeit genommen haben, mit unseren Nachwuchsläuferinnen und -läufern persönliche Nachbesprechungen zu machen. Danke an Wolfgang, der die Sprint-Staffel vorbereitet und durchgeführt hat. Danke an Babsi, Boris, Mika, Sona, Livia, Günther, Samuel, Joachim, Hannes, u.a., die Posten abgesammelt haben.   Danke an alle, die diesen Trainingskurs zu einem Erfolg gemacht haben.

Fotos