Berichte

Unter dem Balkon von Romeo & Julia

Mit dem Sprint wurden am 04. Oktober 2023 die European Orienteering Championships 2023 [EOC] in Verona eröffnet. Da diese Europameisterschaft auch gleichzeitig das Weltcup-Finale ist, war Österreich mit 6 Damen und 6 Herren am Start. Zwei aus diesem Team überstanden die Qualifikation und erreichten das Finale, beide aus unserem Verein. Am Ende des langen Sprint-Tages waren Jannis und Ylvi aber dennoch nicht ganz zufrieden.

Am Vormittag standen in der Qualifikation bei Damen und Herren jeweils 3 Vorläufe auf dem Programm, aus jedem Lauf qualifizierten sich die schnellsten 15 für das Finale. Wobei. So ganz stimmte das an diesem Mittwoch nicht. Aber alles der Reihe nach. Zunächst war Jannis an der Reihe und gut unterwegs. Er lief auf den starken 5. Platz und qualifizierte sich sicher für das Finale. unserem „Wiener Sportler des Jahres“ fehlten nur 13 Sekunden auf Laufsieger Oskar Andren aus Schweden.

Dann waren die Damen an der Reihe. Tina lief bei ihrem Debut bei einem internationalen Großereignis auf den 33. Platz, die Top 15 verfehlte sie um eine Minute. Ylvi startete als allerletzte in ihrem Vorlauf, wusste also sofort im Ziel beim Auslesen, was Sache ist. Auf dem Zeitstreifen liest sie 16. Platz und denkt: „Sch…“. Die Enttäuschung ist riesengroß, aber nur von kurzer Dauer. Denn es stellt sich heraus, dass sie dieselbe Zeit hat wie die Polin Hanna Sudol auf dem 15. Platz und sich somit beide für das Finale qualifiziert haben. Hauchdünn.

Am Nachmittag machen Jannis und Ylvi dann das, was jedes Jahr auch Zehntausende Touristen machen, sie besichtigen die Altstadt von Verona. Allerdings in Höchstgeschwindigkeit. Die besten Sprinterinnen und Sprinter Europas suchen Posten und nicht die Spuren der vielleicht bekanntesten Liebesgeschichte der Welt. William Shakespeares Drama Romeo & Julia spielt in Verona. Die Final-Bahnen sind sehr zum Ärger von vielen Läuferinnen und Läufern nicht allzu schwierig, es zählt schnelles Entscheiden und noch schnelleres Tempo. Wichtig ist auch, an manchen Plätzen die Ideallinie im Touristengruppen-Slalom zu finden. Es geht vorbei an zahllosen Palazzi, es geht durch wunderschöne Innenhöfe mit Arkaden, es geht durch schmale Durchgänge und über teilweise rutschige alte Pflastersteine und schließlich zum Ziel bei der Arena von Verona, dem weltberühmten römischen Amphitheater.

Ylvi ist nach ihrer Verletzungspause und nicht optimaler Vorbereitung physisch nicht in der Lage, das höchste Tempo bis zum Ende durchzuziehen. Sie kämpft, sie gibt alles, sie hat sich nichts vorzuwerfen und beendet ihr erstes Rennen bei einer EOC auf dem 45. Platz: „Ich bin prinzipiell zufrieden, habe das beste herausgeholt, das heute möglich war. Es war megacool hier in Verona zu laufen. Die Stimmung war super, an jeder Ecke wurde man angefeuert“ sagte sie im ORF-Interview. Auch Jannis hatte im Finale nicht seinen besten Tag. Die Bahn brachte für ihn keine großen Überraschungen, es ging vor allem um rechts-oder-links-Entscheidungen. Er konnte nicht so „pushen“ wie erhofft. Im Ziel hat er nicht einmal eine Minute Rückstand, aber keine Chance auf die Top 20. Es wird der 33. Platz, der keine große Freude macht, wie seine Reaktion vor dem TV-Mikrofon sehr selbstkritisch bestätigt: „Als Erfolg würde ich den heutigen Tag nicht bezeichnen. Klar ich hatte heuer den Fokus auf die Waldbewerbe gelegt und weniger Sprint trainiert. Aber ich hatte gedacht, weiter vorne mitlaufen zu könne. Das ist schon ernüchternd, wenn man sieht, wie viel noch fehlt.“

Am Freitag werden die beiden für Österreich auch in der Mixed-Staffel am Start stehen. LIVE zu sehen ab 15 Uhr 25 in ORF Sport Plus. Wir halten die Daumen.