Berichte

Mittelalterliche Staffelei

Am zweiten Wettkampftag der European Orienteering Championships 2023 [EOC] in Italien darf der erste TopTen-Platz für Österreich bejubelt werden. Ein Duo unseres Vereines hatte daran maßgeblichen Anteil. Bei der Mixed-Sprint-Staffel am 06. Oktober 2023 im kleinen Weinort Soave lief das rot-weiß-rote Quartett mit Ylvi und Jannis sowie den beiden Grazern Laura Ramstein und Matthias Gröll auf den 10. Platz. Wir gratulieren!

Für die Mixed-Sprint-Staffel hatte man sich bei dieser Europameisterschaft ein besonderes „Platzerl“ mit mittelalterlichem Flair ausgesucht. Soave wurde vor einigen Jahren als schönste Stadt Italiens ausgezeichnet. Von der Sonne ausgeleuchtet erstrahlte die 7.000 Einwohner-Gemeinde in den warmen Farben eines auf einer Staffelei aufgezogenem Gemäldes und wurde von 25 Nationen im Schnelldurchlauf besichtigt. Stichwort Staffelei. Gleich nach dem Start der Mixed-Staffel ging es zwischen zwei der insgesamt 24 Türme durch die vollständig erhaltene Stadtmauer. Zum Staunen wurde so manche Läuferin aber auch durch den Blick auf die Karte gebracht. Denn die Route zum ersten (gegabelten) Posten war sehr lang und komplex, Stressfaktor und Tempo waren sofort hoch, wie Österreichs Startläuferin Ylvi im ORF-Interview erklärte: „Nachdem sich alle für eine Route entschieden hatten, wurde sofort extrem auf die Tube gedrückt und das Feld wurde schnell auseinandergezogen. Ich habe einfach versucht, irgendwie dranzubleiben.“. Danach war die Bahn wieder recht einfach – bis auf den spektakulären Abschnitt im steilen und unübersichtlichen Burggarten aus dem 14. Jahrhundert mit Stiegen und Mauern. Hier konnte man als TV-Zuseher viele Fehler LIVE beobachten. Da sah so mancher Weltklasse-Athlet ähnlich alt aus wie diese prächtige Anlage. Ylvi kämpfte sich schließlich in einer Gruppe auf Platz 17, nur wenige Sekunden hinter Platz 11 ins Ziel, und war nicht unzufrieden: „Ich bin nach meiner Verletzung noch nicht in der physischen Form, in der ich gerne wäre. Mehr geht im Moment nicht.“

Nach der Übergabe war Jannis an der Reihe. Vor ihm liefen die Gegner aus Irland, Deutschland, Spanien, Estland. Litauen, Tschechien und Dänemark. Unser WM-Medaillengewinner nahm Witterung auf oder auf gut römisch gesagt: Jannis kam, sah und überholte. Stark bulldozerte er durch Soave. Trocken (wie der gleichnamige Weißwein aus dieser Region) und gnadenlos schnappte er sich einen nach dem anderen. Österreich machte Position um Position gut. Mit der besten Zeit auf seiner Strecke führte er das ÖFOL-Team auf den 8. Platz nach vorne. Plötzlich war ein Diplom nur 18 Sekunden entfernt:“Abgesehen von ein paar kleinen Fehlern ist es heute sehr gut gegangen. Der Burggarten war überraschend schwierig, sonst war alles wie erwartet. Was meine physische Form betrifft ist es schon zu sehen, dass es in die richtige Richtung geht“ meinte er im Hinblick auf den K.O.-Sprint am Sonntag.  

Nach Jannis waren dann Matthias Gröll und Laura Ramstein an der Reihe. Österreich war nach wie vor mittendrin im Kampf um einen Top Ten-Platz. Spätestens als klar war, dass Estland fehlgestempelt hatte, stand der 10. Platz fest, sehr zur Zufriedenheit des Trainerteams:,Wir sind heute wirklich sehr zufrieden und glücklich wieder in den Top 10 zurück zu sein. Super Team Leistung mit einem Ausrufezeichen von Jannis mit der Bestzeit auf der zweiten Strecke.“

Zum ersten Mal bei einer EM gewann Schweden [Tove Alexandersson, Jonatan Gustafsson, Martin Regborn, Sara Hagstrom] Mixed-Staffel-Gold. Den zweiten Platz beleget die Schweiz [Simona Aebersold, Joey Hadorn, Matthias Kyburz, Elena Roos] und Platz drei erkämpfte sich Finnland [Inka Nurminen, Teemu Oksanen, Tuomas Heikkila, Venla Harju].