Berichte

Ganz neue Dimensionen

Mit drei Rennen in zwei Tagen wurde der Austria Cup im Mountainbike-Orienteering am 14. und 15, Oktober 2023 in Großmittel und Umgebung abgeschlossen. Bei diesem Saisonfinale wurden im Sprint am Samstag und über die Langdistanz am Sonntag auch österreichische Meisterschaftsmedaillen vergeben, solche gab es für Babsi & Christine [D50-] sowie Maria [D-14]. Und was es neben 2x Gold, 1x Silber und 3x Bronze auch gab: ein Wettkampferlebnis der anderen Art.

Es ging so ruhig und idyllisch los, dieses letzte Austria Cup-Wochenende im Mountainbike-Orienteering. Auf den 6 flachen Kilometern vom Wettkampfzentrum konnte man im Sonnenschein die Beine locker kreisen und die Seele baumeln lassen. Die rund 140 Bikerinnen & Biker folgten dem Wiener Neustädter Kanal Richtung Süden. Das trübe Wasser glitzerte, die Laubbäume hatten sich in ihre feinen, goldbestickten Herbstkleider geworfen. Kein Wind, kein Stress. Die Zeit stand still. Und dann lief die Zeit. Und wir waren plötzlich mitten in einem Science Fiction-Film. Wir schlüpften die Rollen von Captain Kirk, Mr. Spock oder Lieutenant Uhura. Raumschiff Enterprise, Folge 18: Ganz neue Dimensionen. Es fühlte sich so an, als würden wir wie die Besatzung der legendären U.S.S. Enterprise „viele Lichtjahre von der Erde entfernt, in Galaxien vordringen, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat“. Zumindest kein Mensch mit Mountainbike und Kartenhalter.

Die erste Galaxie wirkte erdnah, hat aber das Potential, uns in eine postapokalyptische Endzeitstimmung zu versetzen. Dieser Planet war zerstört worden. Das Tritolwerk ist ein Bundesheer-Areal, das als ABC- und Katastrophenhilfeübungsplatz genützt wird. Hier mussten wir zwischen Ruinen, Dickichten, Steinhaufen, Betonteilen, Bunkern und anderen kaputten Objekten den Überblick zu bewahren. Eine schnelle Straßenquerung danach lag die zweite Galaxie. Eine unbekannte Welt. Es ging durch mehrere Schottergruben, quer über eine Speedwaybahn und eine abenteuerliche Wellenroute in einem kleinen Wäldchen. Einige steile Anstiege und Abfahrten entlang der losen Schotterhänge sorgten für den einen oder anderen Adrenalinstoß.

Manche Wege bestanden nur aus Spuren von Baufahrzeugen. Problem: diese Spuren ändern sich täglich. Ihnen war einfach nicht zu trauen. Die Herausforderung auf diesem fremden, sehr grauen und sehr staubigen Planeten bestand darin, sicher und gut zwischen den Schotterhügeln „durchzunavigieren“ ohne die Richtung sowie die richtige Reihenfolge der (sehr vielen) Posten zu verlieren. Durchbeißen hieß es dann am Anstieg hinauf zur Ziellinie an der oberen Kante der Schottergrube. Die erfolgreiche Erforschung der neuen Welt war in unserem Verein Frauensache:  Babsi & Christine [D50-] gewannen Gold & Bronze, dazu gab es für Maria [D-14] Silber. Bei unseren Männern schossen sich Boris & Günther [H50-] mit Fehlstempel aus der Umlaufbahn, Michael [H50-] kreiste auf den 10. Platz.    

Die Mittagspause konnten wir im WKZ in der Kaserne Großmittel mit irdischen Genüssen verkürzen.  Die Verdauungsfahrt erfolgte in Form einer Mitteldistanz mit Massenstart. Auf dem Bundesheer-Übungsplatz erwies sich die Kombination aus Posten-Schmetterlingen und frei anzufahrenden Posten als anspruchsvoll und abwechslungsreich. Dieses Austria Cup-Rennen endete mit Platz 1 für Babsi [D50-], Platz 3 für Christine [D50-], sowie Platz 4 für Boris [H50-], Platz 8 für Günther [H50-].   

Am Sonntag ließ sich die Sonne entschuldigen und durch den Wind mehr schlecht als recht ersetzen.  Die teilweise kräftigen Böen machten die Langdistanz-Meisterschaften auf der Karte Großmittel XXL. Südlich der Bundesstraße ging es los, hier konnten wir auch den neuen Teil der erweiterten Karte genauer kennenlernen. Die letzten Kilometer fuhren wir dann im Bereich der Jansakaserne. Hier bot sich die Chance, Fehler der Vergangenheit zu wiederholen und Posten länger zu suchen. Nach dem Zieleinlauf standen die Ergebnisse fest: Wieder Gold & Bronze für die Schotterbaroninnen Babsi & Christine [D50-], wieder eine Medaille – diesmal in Bronze – für Maria [D-14] und wieder nichts für die Herren. Als Bester strampelt Boris [H50-] auf den 4. Platz. Nach knapp 70 Minten Fahrzeitfehlt auf die Bronzemedaille nur 1 Sekunde. Der Besatzung von Raumschiff Enterprise wäre dieser Berechnungsfehler nicht passiert. Steuermann Lieutenant Sulu hätte die Geschwindigkeit einfach rechtzeitig auf WARP 2 erhöht.