Berichte

Swiss-Orienteering-Week 2021 in Arosa – ein hochalpines Sommermärchen

25. Juli 2021

Du willst den Sommer in den Bergen genießen, alpine Abenteuer erleben und Orientierungslauf auf höchstem, da zumeist baumfreien Niveau erleben? Kein Problem. Die Empfehlung lautet: Swiss-Orienteering-Week (SOW). Zum 9. Mal wurde dieser 6-Tage-Lauf heuer ausgetragen, und zwar in Arosa von 17. bis 24. Juli 2021.

Das Naturfreunde Wien – Orienteering Team wurde im Kanton Graubünden durch eine ebenso bunte wie motivierte Truppe repräsentiert: mit von der reislustigen Partie waren Renate, die als 2. der Gesamtwertung [Damen B] überzeugte, sowie  Corinna & Axel; Christine, Oli & Erich; Manuela, Denise, Lolli & Philipp; Jana & Samuel und Babsi & Boris.

Etappe 0 – die Anreise: Der Spaß beginnt in Chur so richtig. Nach dem Verlassen der Autobahn genießen wir die Slalomfahrt durch die liebliche Altstadt, ehe auf einer schmalen Straße die Bergtour beginnt. Die 27 Kilometer lange Sackgasse hinauf nach Arosa wurde mit gefühlten 700 Kurven an den steilen Hang geklebt. Die schrägen Dörfer heißen Maladers, Calfreisen, Pagig und Litzirüti und wirken wie bewohnte Freilicht-Museen. Die Schweizer Bergidylle gibt es, auch wenn Heidi die Ziegen heute nicht über die gepflegten Almwiesen treibt und der Schellen-Ursli sein kleines Glöcken heute nicht läutet. Wir haben fast damit gerechnet. Auf 1700m öffnet sich das enge Tal, wir sind da: Aaah..rosa. Hotelblöcke, Appartementanlagen und montan-mondäne Chalets drängen sich um die blauen Lungenflügel von Arosa, Untersee und Obersee. Dazwischen ist auch Platz für die Eishalle des Nationalliga A -Eishockeyclubs und das romantische Berg-Kirchli von 1493. Umrahmt wird alles von einem Horn-Konzert: Weisshorn, Schiesshorn, Älpliseehorn oder Furggahorn. Wer auf dem Gipfel des Rothorns steht, dem brummt der Kopf schon fast 3.000m über den Dingen. Hier werden wir die kommende Woche und ihre Herausforderungen genießen. So wie mehr als 2.000 andere Läuferinnen und Läufer aus fast 25 Nationen. „Hoi zäme“.

Etappe 1 – die Rassige: mehrere gut belaufbare und technisch anspruchsvolle Waldstücke sind Schauplatz des SOW-Auftakts. Der Waldsprint beginnt nahe des Golfplatzes von Arosa und führt nach sauberem Einsatz des Kompasses und guten Routenwahlen direkt hinunter in den Ort zum Sportplatz Ochsenbühl neben dem glitzernden Obersee. Der Lauf ist schnell, rassig und wunderschön. So kann man in die Woche starten, die am Sonntag beginnt. „Mega guet“.

Etappe 2 – die Luftige: schon die Anreise zum Start ist außergewöhnlich. Zwei Seilbahnen bringen uns hinüber ins Schigebiet von Lenzerheide, mit dem Sessellift geht es schließlich hinunter zum Wettkampfzentrum auf 2200m. Ganz schön luftig und ganz schön dünne Luft. Gleich neben dem Starthaus der Weltcup-Abfahrtsstrecke werden wir ins Gelände geschickt. Almrauschkulturen, Steinfelder und teilweise schlecht belaufbare Almwiesen prägen diese anspruchsvolle Langdistanz, bei der unsere Fähigkeiten im „Laufen auf der Höhe“ geprüft werden. Das Wetter ist perfekt. Das Panorama ist ein Erlebnis, der Wettkampf auch. „Wie tönt das?“. Es hört sich gut an. Es ist gut. 

Etappe 3 – die Rockige: Heute lagern wir bei akuter Sonnenbrandgefahr am Hörndli auf 2500m. Von hier geht es mit der schnellsten Seilbahn der Schweiz mit 43km/h über das Urdental. Auf der Fahrt zum Start sehen wir das Wettkampfgelände aus der Vogelperspektive. Wir „laufen“ zuerst durch Stein- und Geröllfelder, dann über weite Wiesen und Hänge oder anders gesagt: Erst „Rock“, dann „Roll“. Die letzten Posten dieser schönen Mitteldistanz sind dann wieder gut hinter und zwischen Felsen und Steinblöcken versteckt. Vom Ziel „klettern“ wir einen Kilometer zurück hinauf aufs Hörndli. Abenteuer abgeschlossen. „Isch guet gsi“.

Ruhetag: Einfach nur die Berge genießen, Bären beobachten oder Eichhörnchen füttern, auf perfekten Downhill-Trails mountainbiken, Wandern, Golfen auf dem 18-Loch-Panorama-Platz, Bootfahren & Stand-Up-Paddeln am Obersee, Schwimmen & Beachvolleyballspielen im denkmalgeschützten Strandbad am Untersee, Fischen, Grillen an einem der Brät-Plätzli, im Gelände minigolfen uvm. Es fällt schwer, in Arosa Ruhe zu geben. „Aktivi Erholig“ eben.

Etappe 4 – die Bärenstarke: Die 6er-Sesselbahn spuckt uns bei Sonnenschein auf dem Brüggerhorn in 2440m aus. Der nächste Traumtag bringt weitere traumhafte Panoramablicke, bis hinunter nach Chur. Heute ist wieder Langdistanz-Tag. Heute ist überhaupt der Tag der längsten Etappe. Nach dem technisch schwierigen Anfangsteil geht es über weite Berghänge, große Kiesfelder und die Maraner Alp bis zur Mittelstation der Weisshornbahn. Die letzten Posten der längeren Bahnen befinden sich direkt neben dem Gehege der hier in Pflege genommenen Bären. Stark. „sehr nices Gländ, s Träumli“.

Etappe 5 – die Trickige: Der „Tiefpunkt“ ist erreicht. In vielerlei Hinsicht. Der Zieleinlauf erfolgt in 1600m Höhe beim Stausee Isel. Bis dahin ist es ein teilweise langer, physisch fordernder Weg: zunächst 60 Minuten und 300 Höhenmeter zum Start. Dann durch das Laufgelände auf einem steilen Hang mit schlechter Belaufbarkeit und wenig Objekten und Möglichkeiten zum Auffangen. Da kann eine verlängerte Mitteldistanz wie heute für Kämpferinnen wie Babsi auch 2 Stunden 20 Minuten dauern. Der zwischenzeitliche Blick auf den der Karte den Namen gebenden Grüenseeli ist schön, aber kein Trost. Viele überschreiten heute die vorgegebene Maximalzeit. Die „Trickige“ wurde für manche zur „Unbelaufbaren“ und/oder sogar zur „Unvollendeten“.  Auf Fußgänger und Radfahrer warten nach dem Rennen noch die steilen 120 Höhenmeter zurück in den Ort. Aber man kann ja „das Velo stoßen“.

Etappe 6 – die Entscheidende: Noch einmal nutzen wir die Hörndli-Bahn. Der Start wurde 300 Höhenmeter unterhalb der Bergstation aufgebaut. Noch einmal ist genaue Kartenarbeit im leicht abfallenden Alpgebiet mit vielen Steinen und Felspartien gefragt. Auf halbem Weg dieser verkürzten Langdistanz glitzert der Schwellisee blau-grün. Die Zielarena bei der Hörndlibahn-Talstation ist ein großes Freiluftkino. Heute zu sehen: „Das große Krabbeln“. Diesmal aber ohne Ameisen. Die Zuschauer können persönliche Dramen im steilen Schlusshang in 3D miterleben. Es gibt die, die Höhenmeter vernichten. Und die, die von den Höhenmetern vernichtet werden. „Merci vielmal“.    

Und sonst: Für alle SOW-TeilnehmerInnen galt die 3G-Regel. Zum Start musste man neben Kompass und Chip auch Maske (traditionelle Corona-Maßnahme) und Pfeiferl (traditionelle SOW-Maßnahme) mitnehmen. Die Maske durfte man 1min. vor dem Start abnehmen, das Pfeiferl war – mit Ausnahme des Notfalls – stiller und nicht schriller Wettkampfbegleiter. Laut wurde es im Freizeit- und Sportparadies Arosa täglich bei der „Rangverkündigung“ im Ort. Zweimal wurde auch unser Verein genannt: Renate [Damen B] wurde jeweils als Tagesdritte bei 2 Etappen  und bestieg somit das große Podest. In der Gesamtwertung sorgte sie mit Platz 2 für das herausragende Ergebnis unseres Vereines. Mit der feinen SOW-App waren wir jederzeit bestens informiert. „Tip-top“, wie die Schweizer sagen würden.     

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