Berichte

Sommer 2025, Schnee von gestern

Ein Bericht von den Brač Orienteering Championships von 03. bis 05. Oktober 2025 ist am 6. Oktober bereits Schnee von gestern. Allerdings hatte die Reise von Arnulf, Axel, Babsi, Boris, Christine, Erich, Frederic, Sabine & Renate auf die kroatische Insel Brač einige Zutaten für spannende Story. Und wer von einem Tempolimit von 40 Km/h auf der Autobahn, von Delfinen und Wasserproblemen inmitten des Meeres zu erzählen weiß, der kann die Geschichte ja gleich aufschreiben.    

Immer wieder wird mir das Steuer aus der festen Umklammerung beider Hände gerissen. Solche Lenkungseffekte möchte niemand erleben. Der Wind zerrt & reißt wild & ungeduldig an der Karosserie. Vielleicht will er uns nur zum Stehenbleiben und Umdrehen motivieren. Schließlich ist es Sonntag Nachmittag und drei Wettkampf- sowie ein paar mehr Urlaubstage liegen hinter uns. Wie auch bereits 150 Autobahnkilometer Richtung Österreich, seit wir in Split die Fähre verlassen haben. Die Überfahrt zum Festland dauert eine Stunde.  Mittlerweile sind wir erfahrene Insel-Hüpfer, aber Delfine, die sich im Kielwasser unseres Schiffes austoben und über die Wellenkämme hüpfen, sehen wir im Rahmen der Reise zu den Brač Orienteering Championships zum ersten Mal.    

Die erste Etappe findet traditionell am Freitag statt und führt uns ebenso traditionell hinauf zur Schaf-Alm Gažul mit ihren alten Steinhütten und dem dichten, mediterranen Wald, der uns jedes Jahr vor neuerlich schwer und nicht lösbare Aufgaben stellt. Wie jedes Jahr macht es auch heuer wieder viel Spaß, in dieser fremden Welt den richtigen, pardon, schnellsten Weg zu finden. Das Tempo ist es auch, das über heiße oder kalte Dusche entscheidet. Im zweiten und dritten Stock unseres Hotels werden aufgrund des Wasserdrucks nur die Schnellsten zu Warmduschern.

Vor der Reinigung und vor dem Rennen steht individuelle Erholung auf dem Programm: in Form eines Spazierganges durch eines der malerischen Küstendörfer mit glasklaren Buchten, in Form einer Spazierradfahrt auf der malerischen Küstenstraße rund um glasklare Buchten oder in Form eines einfach im Sitzen genossenen Kaffees im malerischen Hafen von Postira, unserem Wohnort auf Brač. Nach dem Rennen wird der Tag in der – fast schon kitschig – idyllischen Schenke Konoba Toni im Nachbardorf Dol bei gutem Essen und ebensolcher Laune nachbesprochen.       

Der nächste heftige Windstoß reißt mich aus meinen Gedanken und wieder am Lenkrad. Es ist die berühmt-berüchtigte Bora, die uns laut anschreit: „halte inne!“ Der Fallwind kommt aus dem Landesinneren und rast in Sturm-Stärke über das Velebit-Gebirge hinunter zur Küste. Dort, wo die Autobahn ebendiese verlässt und sich, 180 Kilometer von Split entfernt, in weiten atemberaubenden Kurven zum langen Sveti Rok-Tunnel hinaufschlängelt, greift die Bora mit voller Wucht an. Elektronische Hinweisschilder blinken auf: 40 km/h sind erlaubt, mehr nicht. Bei dem Tempo kann die Fahrt nach Hause lange werden. Positiv gesehen: man hat mehr Zeit, sich an die zu Ende gehenden Tage in Dalmatien zu erinnern.

Am Samstag werden wir verwöhnt, und zwar mit dem ganz großen all-inclusive-Paket. Das Wetter macht gekonnt auf Sommer. Wir sitzen mit kurzen Ärmeln und einem warmen Lächeln im Gesicht im Wettkampfzentrum, und mit einem warmen Hintern. Die Sonne hat die Felsplatten am Gipfelplateau der Vidova Gora angenehm vorgeheizt. Keine Wolke wirft ihre Schatten auf die 700m unter uns friedlich daliegende Adria. Wir freuen uns auf einen Lauf in einem für uns neuen Gelände. Auch diese zweite Etappe ist wieder sehr anspruchsvoll und geprägt von „grünen“ und steinigen Abschnitten. Zwischendurch lässt der Wald sogar zu, Gas zu geben. Schnell geht es dann nach dem Wettkampf wieder hinunter nach Postira. Schließlich ist noch einiges zu tun: Bikini und Badehose anziehen, Stand-Up-Paddle-Board aufblasen, Liegestühle belegen. Wir genießen herrliche Stunden am Strand und im Meer bei angenehmen Temperaturen. Wen die Sonne zu sehr blendet, der macht die Augen zu und ruht in der persönlichen Dunkelheit.       

     

Die Finsternis ohne Sonnenlicht endet. Auf der Autobahn spuckt uns der Sveti Rok-Tunnel aus und der Himmel ins Gesicht. Der Wind ist fast weg, aber dafür regnet es jetzt stark. Die Temperatur ist hier, knapp 200 Kilometer von Split entfernt, auf 3 Grad gefallen. Der Sommer, den die aus Arnulf, Axel, Babsi, Boris, Christine, Erich, Frederic, Sabine & Renate bestehende Naturfreunde Wien-Reisegruppe zum wiederholten Mal auf der Insel Brač mit Sport & Spaß verlängert hat, geht schnell zu Ende. Wie auch der bei uns so beliebte 3-Tage-Lauf.

Schnell sollte man am Sonntag sein. Zum Abschluss gibt es in Postira einen Sprint. Das Kopfsteinpflaster im historischen Zentrum trocknet vom Regen der Nacht langsam auf. Die Bahnen sind durchwegs länger, dafür auch mit vielen Höhenmetern versehen. Auch wenn das Dorf schon so etwas wie unser Herbst-Domizil ist, sind manche Bereiche immer wieder wie ein Labyrinth ohne Ausgang. Stichwort!

Das vom Veranstalter angebotene Zusatzprogramm ist auch heuer sehr lustig. Wer will, kann in einem kleinen Labyrinth den richtigen Weg zu den 6-8 Posten suchen. Qualifikation, Habfinale, Finale. Bis zu dreimal Spaß. Bis zu dreimal entschleunigte Action, denn im O-Irrgarten ist Tempo weniger gefragt als Konzentration und Präzision. Beim Sprint im Postira hingegen geben alle noch einmal Gas. Alle erreichen trocken den Zielposten auf der Mole im kleinen Hafen. Nach der Siegerehrung – Babsi [W55] gewinnt, Frederic [M70-] wird Zweiter – fallen wieder Tropfen vom Himmel.        

Mittlerweile liegt Split 230 Kilometer hinter uns. Der Regen auf unserer Heimfahrt hat nachgelassen und die Scheibenwischer sorgen wieder für klarere Verhältnisse und einen besseren Rundumblick. Links der Autobahn sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht und immer wieder Dörfer, die wie kleine Rettungsinseln im grünen Meer treiben. Dahinter erheben sich die felsigen Gipfel des Velebit-Gebirges und verhindern die Aussicht auf das blaue Meer. Rechts der Autobahn ist die Landschaft sanfter. Die Gipfel der bewaldeten Hügel heißen – wie spätere Recherche ergibt – Zvonik und Cukovac. Die Namen sind schnell wieder vergessen, nicht aber der Umstand, dass die Gipfel der bewaldeten Hügel weiß sind. Aber das ist heute, am 06. Oktober 2025 Schnee von gestern. Wie der Sommer.