Wünsche & Träume werden nicht wahr
Samstag, 12. Juli 2025. An manchen Tagen läuft es einfach nicht so wie erhofft, der letzte Tag der World Orienteering Championships 2025 [WOC] in Kuopio ist aus österreichischer Sicht genauso einer. Bei den Medaillenentscheidungen in der Staffel verpassen beiden rot-weiß-roten Trios mit hohem Naturfreunde Wien-Anteil die Top Ten. Während unsere drei Damen Ylvi, Anika & Jasmina auf den 11. Platz laufen, gibt es für die drei Herren mit Nico & Jannis nur den 13. Platz. Ihre Wünsche & Träume bleiben dieses Mal Wünsche und Träume.

Österreich kann in beiden Rennen weder die Platzierungen der letzten Weltmeisterschaften erreichen, noch – wie erhofft – mit einer starken Leistung aller Läuferinnen und Läufer diese Ergebnisse sogar verbessern.

Die Damen machen den Anfang. Finnische Sommerhitze (26 Grad) und das steile Gelände am Hausberg von Kuopio mit den Skisprungschanzen und dem mächtigen TV-Turm, dem Puijo, sorgen rasch für erste Schweißausbrüche. WM-Staffel-Debütantin Ylvi fängt gut & schnell an, beim Arena-Durchlauf ist sie hervorragende 6. und hat nur 50 Sekunden Rückstand auf die Spitze. Dann geht es zum zweiten Mal steil hinauf. Auf der langen, wichtigen Route zu Posten 9 wählt sie nicht die beste Variante und lässt sich von anderen Läuferinnen zusätzlich auch irritieren, Zeit- und Positionsverlust ist die Folge. In der Wechselzone kann sie schließlich Anika als 12. ins Rennen schicken, 20 Sekunden hinter Platz 9., das passt.

Anika ist zum zweiten Mal bei einer WM-Staffel dabei und läuft ein sehr starkes Rennen. Auf der ersten Schleife durch das Naturschutz- und Erholungsgebiet macht sie vier Positionen gut. Die volle Arena passiert sie auf dem 8. Platz. Die lange Route wählt sie gut und auch physisch kann sie weiter „pushen“.

Auch danach trifft sie die Posten sehr gut, kann Position 8 bis zur Übergabe verteidigen. Nie war Österreich bei den Damen in einer WM-Staffel besser platziert als auf diesem 8. Platz. Man darf zu diesem Zeitpunkt auf die Einstellung dieses historisch besten Ergebnisses hoffen. Nach vorne ist eine kleine Lücke, auf die Verfolgerinnen hat man allerdings nur 40 Sekunden Vorsprung.

Dann ist Jasmina dran. Unsere Schlussläuferin im Naturfreunde Wien-Trio ist zum dritten Mal in Folge Teil einer rot-weiß-roten WM-Staffel. Bisher hat sie zweimal den 9. Platz erreicht. Erst wird sie zwar von Estland überholt, aber bei der Arena-Passage ist sie wieder auf dem 8. Platz. Allerdings kommen dahinter Polen, Frankreich und Lettland näher. Jasmina kämpft und hält dann bis zum letzten Posten im Wald den 9. Platz. Auf den allerletzten Metern hinein ins Zielstadion, in dem auch schon der Start der Männer vorbereitet wird und sich Jasmina kurz nicht ganz sicher ist, wo genau jetzt die Ziellinie ist, setzen sich die Lettin und die Französin im Sprint noch vor unser Team. Österreich belegt den 11. Platz und ist damit erstmals seit 2017 nicht in den Top Ten.

Ylvi: „Es war physisch extrem brutal bei der Hitze, technisch ganz solide bis auf den dummen Fehler nach dem Durchlauf. Wir können grundsätzlich schon zufrieden sein, aber wir haben uns natürlich mehr erhofft, zumindest die Top Ten.“
Anika: „Ich bin in einer kleinen Gruppe gut ins Rennen hineingekommen, habe mich nicht ablenken lassen. Es war eines meiner besten Staffelrennen überhaupt, ich habe mich auch physisch heute stark gefühlt.“
Jasmina: „Ich habe mich so lange in Finnland vorbereitet und war jetzt fast ein bisschen enttäuscht. Es waren so viele Wege, so viele Laufstrecken, da konnte ich meine Stärken nicht so ausspielen. Der Zielsprint am Ende war aus meiner Sicht natürlich bitter, ich bin nicht so zufrieden“.

Bei den Herren kommt der erste Rückschlag noch viel früher. WM-Startläufer-Debütant Nico macht gleich zum schwierigen und gegabelten Auftakt-Posten einen größeren Fehler. An der Spitze geht die Post ohne ihn ab. Zum Zeitpunkt der Arena-Passage hat er eineinhalb Minuten Rückstand und nimmt als 23. die zweite Schleife in Angriff.

Dann macht er auf der folgenden Route genau das, was man nicht machen sollte. Er läuft im schwer zu belaufenden Gelände lange quer und nutzt die Wege weniger als einige Gegner, an denen er sich schon vorbeigearbeitet hatte. Es spült ihn bis zum Wechsel wieder zurück auf den 22. Platz. Auf die Top Ten fehlen drei Minuten, als Jannis losstartet.

Unser Bronzemedaillengewinner von 2023 will ein Wunder wahr werden lassen. Jannis pflügt durchs Feld und überholt ein Team nach dem anderen. Ihm gelingt der erhoffte, starke Wettkampf. Beim Durchlauf durch das gut gefüllte Stadion ist Österreich schon auf den 17. Platz vorgekommen.

Auch danach geht die beeindruckende Aufholjagd munter weiter. Bei den nächsten Zwischenzeiten ist er 14, dann 12. und schließlich 11., in der Wechselzone kann er Österreichs Schlussläufer Simon Tobler [Leibnitzer AC] sogar auf dem 10. Platz in den Wald schicken. Platz 8 ist nur mehr 50 Sekunden entfernt. Die treuen und lauten Fans der rot-weiß-roten Staffel in der Arena hoffen wieder.

Simon Tobler passiert dann auch gleich bei Posten 1 ein erster Fehler. Aber Österreich kämpft weiter um einen Platz in den Top Ten. Bis zum letzten Posten im Wald. Dort duellieren sich Österreich und Großbritannien Seite an Seite um den 10. Platz. Im Stress überläuft der Österreicher den Posten, merkt es, dreht um und wird auch noch von Kanada und Polen überholt. So bleibt Österreich nur der 13. Platz unter 37 Nationen. So wie die Damen sind auch die Herren damit erstmals seit 2017 nicht in den Top Ten.

Nico: „Ich bin sehr enttäuscht. Ich konnte überhaupt nicht umsetzen, was ich mir vorgenommen habe. Mit so einem Start mag man nicht in ein Staffel-Rennen starten. Das hat dann auch dazu geführt, dass wir das, was wir uns vorgenommen haben, nicht erreicht haben.“

Jannis: „Es war ein gutes Rennen von mir. Ich habe die Posten konzentriert abgearbeitet und konnte dort Gas geben, wo Gas zu geben war. Es war schon ein gutes Gefühl, viele Gegner, die vor mir gestartet waren, zu überholen. Teammäßig ist es nicht das erhoffte Ergebnis, aber wir lernen sicher daraus.“
Auch wenn in diesen beiden Rennen die Wünsche und Träume unserer Läuferinnen und Läufer nicht wahr geworden sind, dürfen wir als Verein sehr stolz sein auf Anika, Jannis, Jasmina, Nico & Ylvi. In Fünf der Sechs österreichischen Teammitgliedern schlägt ein „Naturfreunde Wien-Herz„. Unser Quintett hat alles gegeben für das rot-weiß-rote Team. Wir haben euch bei all euren WM-Auftritten begeistert zugesehen.
Nachsatz: ein Österreicher hat es ja doch geschafft, in Kuopio auf dem Podest stehen zu dürfen. Beim parallel zu den WM-Rennen ausgetragenen FIN-5-Fünftagelauf eroberte Peter [M60-] den 2. Platz.



