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Tiomila: mehr als 10 Meilensteine

Was 1945 nach einer verrückten Idee klang, ist 2025 längst ein Klassiker. In der Orientierungslauf-Welt zählt für viele ein Sieg bei der Tiomila fast so viel wie eine Medaille bei einem Großereignis. Auch bei der Tiomila 2025 von 03. bis 04. Mai 2025 in Finspång war das Staraufgebot riesengroß und weltmeisterlich: Neben den „goldenen“ Tove Alexandersson, Simona Aebersold, Mathias Kyburz oder Kasper Fosser waren auch Anika, Lina, Ylvi, Jannis & Nico Teil des Spektakels und manchmal sogar mittendrin statt nur dabei.  

Fantastic work from these two leaders.“ Da war es sogar bei TV-Kommentatorin Katherine Bett vorbei mit der britischen Gelassenheit. Und auch bei allen, die daheim in Österreich die LIVE-Übertragung der Tiomila verfolgen. Nico im orangefarbigen Trikot von OK Pan Kristianstad 1 kam hinter dem jungen Schweizer David Baumberger als Zweiter aus dem Wald und wird mit Jubel, Pyrotechnik und Feuerwerk empfangen. „These guys are running for 47 minutes, so are much quicker than we expected“ schwärmt die Kommentatorin. Und das war erst der Anfang vom Spaß. Knapp 10 Stunden und 10 (schwedische) Meilen später dürfen sich Nico und seine 9 Teamkollegen von OK Pan Kristianstad 1 in der noch immer laufenden LIVE-Übertragung über den starken 13. Platz freuen.  

1945 bei der ersten Tiomila war eine Fernsehübertragung mindestens so weit entfernt wie das Ziel vom Startort. Nicht nur buchstäblich. Damals wurden 66 Männer-Teams in Uppsala losgeschickt. Eine lange Nacht später fiel die Entscheidung 60 Straßenkilometer weiter südlich, im Stockholmer Vorort Enebyberg. Im Jahr 2006 wurde dann das Männer-Rennen erstmals komplett LIVE übertragen. So wie auch 2022, als Jannis mit dem Team von OK Linne 1 einen rot-weiß-roten Meilenstein setzen und als erster Österreicher die Tiomila gewinnen konnte. Heuer läuft Jannis die 3. Strecke, hält sein Team nach zwischenzeitlicher Führung im Feld der über 330 Herren-Staffeln immer in der Spitzengruppe und hat maßgeblichen Anteil daran, das OK Linne 1 schließlich den 4. Platz belegt.    

Vieles, das in unserem Sport mittlerweile Standard ist, hat es erstmals bei der Tiomila gegeben. 1995 wurde erstmals elektronisch „gestempelt“, 2005 wurde erstmals bei einem Rennen GPS-Tracking verwendet. Das alles schon mit starker weiblicher Beteiligung, denn die Frauen-Staffel ist seit 1977 fixer Bestandteil der Tiomila mit ihrer einzigartigen Atmosphäre. Ylvi erlebt und spürt das „Tiomila-Gefühl“ zum ersten Mal.  Sie darf für OK Pan Kristianstad 1 die 5. Strecke laufen und damit die Morgenstimmung genießen. Und ihren guten Lauf dazu. Ylvi hat bei ihrem Debüt gleich den ultimativen Vergleich. Auf Simona Aebersold verliert sie nur 4:40 Minuten, das trägt nicht unwesentlich zum starken 19. Platz von OK Pan Kristianstad 1 bei. Für ihr Team Linköpings OK 1, hat Anika die wichtige Aufgabe bekommen, die 6. und letzte Strecke zu laufen.  Anika macht auf dem Weg ins Ziel 11 Positionen gut und vollendet für Linköpings OK 1 die Aufholjagd der vorangegangenen Stunden auf dem 47. Platz. Das intensivste Tiomila-Erlebnis hat Lina, die für Kalevan Rasti 2 die längste Strecke läuft.  Anders als bei Herren, auf die die „lange Nacht“ wartet, ist bei den Damen die 3. Strecke ist mit fast 13 Kilometern die „lange dagen“, wird also im Hellen am frühen Morgen gelaufen. Dieser Abschnitt ist nicht der dunkelste, aber für viele Läuferinnen sicher der einsamste. Lina ist 110 Minuten unterwegs und Kalevan Rasti 2 am Ende auf dem 91. Platz.  Das stärkste der 273 Frauen-Teams ist heuer IFK Göteborg 1.         

Tiomila ist in unserem Sport mehr als nur der Name eines Wettkampfes, es ist mittlerweile der Name einer Marke. Wer Tiomila sagt, weiß, was er bekommt: stundenlanges schwedisches Staffel-Spektakel mit starker internationaler Beteiligung. Und wer Tiomila übersetzt auf Deutsch sagt, der spricht von 10 (schwedischen) Meilen, die rund 100 Kilometern entsprechen. Diese Distanz wird bei den Männern heuer von NTNUI 1 am schnellsten absolviert. Siegerzeit des Teams aus Trondheim: 9 Stunden 33 Minuten. Die Norweger feiern damit ihren zweiten Sieg innerhalb von nur 3 Jahren und setzen einen weiteren, kleinen Tiomila-Meilenstein.    

Dennoch wird man Tiomila nicht in Tiomilstolpar ändern. 10 Meilen ist mittlerweile der Name einer Marke, auch wenn sich der Name 10 Meilensteine mittlerweile ebenso anbieten würde.