Frauen-Demo in Sankt Pölten
Das letzte Rennen im Austria Cup 2025 war ein besonderes. Am 19. Oktober 2025 wurden erst zum dritten Mal in der rotweiß-roten OL-Geschichte die österreichischen Meisterschaften im K.O.-Sprint ausgetragen. Die dritte Medaillenentscheidung an diesem Wettkampf-Wochenende in St. Pölten endete im Landeshauptstadt-Regierungsviertel mit einer Demonstration.Und zwar mit einer Demonstration von Naturfreunde Wien – Frauen-Power, angeführt von Goldmedaillengewinnerin Ylvi und Bronzemedaillengewinnerin Jasmina.

Natürlich hätte man nach der Ankunft im Wettkampfzentrum auf der Sportanlage der Theodor Körner-Mittelschule die Autotüren gleich wieder schließen, umdrehen und heimfahren können. Denn der Schauer, der unsere Körper beim Öffnen der Autotüren erfasst, ist kein wohliger. Die Luft, die uns den Atem nimmt, obwohl sie ihn sichtbar macht, ist nah dran an eisig. Das Autothermometer zeigt 1 Grad an. Plus 1 Grad immerhin. Natürlich hätte man jetzt die Autotüren gleich wieder schließen, umdrehen und heimfahren können. Aber dann hätten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer unseres Vereines die seltene Chance vergeben, in Österreich einen K.O.-Sprint laufen zu können. Und wie sich während des spektakulären Wettkampftages herausstellte, war der Saisonabschluss kalt und heiß zugleich.

Der HSV OL Wiener Neustadt hat – begleitet und unterstützt von Thomas, der als TD eifrig werkt und wirkt – für diesen K.O.-Sprint keine Posten und Mühen gescheut. Um 10 Uhr geht es mit den Viertelfinal-Läufen los. Der wolkenlose Himmel täuscht Sommerstimmung vor, obwohl die Sonne die Luft erst auf 5 Grad erwärmt hat. Zwischen dem Festspielhaus und dem Haus der Geschichte geht’s los.

Bei den Herren kämpfen in jedem Viertelfinale sieben Athleten um jeweils 3 Plätze im Halbfinale, drei Naturfreunde Wien-Sprinter sind mittendrin. Loops um einen zentralen Posten, den jeder dreimal anläuft sowie künstliche Sperren, teilen die Felder. Nico hat in seinem Lauf alles unter Kontrolle, kommt entspannt als Dritter ins Ziel und ebenso eine Runde weiter wie Flo, der in seinem Heat Zweiter wird. Für unseren dritten Mann ist leider im Viertelfinale Endstation. Erik läuft auf den 4. Platz, zum Aufstieg fehlen im 10 Sekunden.

Bei den Damen überzeugen unsere 10 Athletinnen mit Masse und Klasse. Alle fünf Viertelfinal-Läufe bringen mit Ylvi, Tina, Anika, Jasmina & Babsi eine Naturfreunde Wien-Siegerin ans strahlende Tageslicht. Auch Livia, Alina, Corinna, Lina & Marina kommen eine Runde weiter. Leider ist das Feld aufgrund einiger Absagen insgesamt doch recht ausgedünnt.

Nach etwas mehr als einer Stunde Pause folgen die Halbfinali mit den jeweils 18 Qualifizierten. Jetzt wird der Kampf um den Verbleib im Wettkampf noch härter, denn nur die Top 2 jedes Laufes buchen einen Platz im Finale. Nico und Flo sind beide im zweiten Halbfinale dran. Es ist – wie sich später herausstellt – das Schnellste und Einzige mit einer Siegerzeit von unter 7 Minuten. Unser neuer Sprint-Staatsmeister Nico läuft lange an der Spitze und auch mit dem Gefühl „alles unter Kontrolle zu haben“, aber auf der längeren Route zurück Richtung Arena wird er auf Platz 3 verdrängt. Im Ziel fehlen 4 Sekunden auf den Aufstieg ins Finale. Flo belegt in diesem Lauf den 6. Platz. Für beide ist der Wettkampf-Tag somit beendet.

Bei den Damen geht der Spaß erst so richtig los. In dieser Runde haben alle dieselbe Bahn. Wer die Chance und die Beine hat, kann an der Spitze dranbleiben. Vom gleichen Start aus geht es zunächst in den nördlichsten Teil des Regierungsviertels und dann zügig wieder zurück in Richtung Arena. Ylvi gewinnt ihren Lauf vor Tina, beide können im Finale um die Medaillen laufen. Lina, Marina und Alina schaffen den Sprung in die Top 2 nicht. Das zweite Halbfinale beendet Jasmina auf dem 1. Platz. Sie ist somit auch weiter im Rennen um den Titel, während Anika den Aufstieg ins Finale als Dritte ganz knapp verpasst. Im dritten Halbfinale arbeitet sich Livia durch eine kluge Routenwahl zum vorletzten Posten auf Platz 2 vor, auch sie bleibt damit – im Gegensatz zur überholten Babsi – im Bewerb. Dennoch schaffen es vier unserer flotten Damen ins ÖM-Finale. Eine Demonstration.

Während die 6 Finalistinnen und die 6 Finalisten kurz in Quarantäne müssen, werden in der Arena zwei kleine Labyrinthe aufgebaut. Und dann geht es los: Neuer Startort, neuer Renn-Modus. Bevor es „3-2-1-Los!“ heißt, gibt es eine „runners choice“. Auf einem Abschnitt der Finalbahn mit 7 Posten gibt es 3 Varianten, eine davon muss man innerhalb von 20 Sekunden wählen. Ohne zu wissen, wie die Gegner entscheiden. Im Finale der Damen hat sich Ylvi nach diesem Abschnitt schon eine klare Führung erarbeitet, dahinter sind auch Jasmina und Tina in den Medaillenkampf verwickelt. Ylvi bewältigt dann auch die abschließenden Labyrinthe schnell und sicher und wird überlegen erstmals österreichische Meisterin im K.O.-Sprint. Es ist ihre dritte Goldmedaille im dritten Rennen an diesem Wochenende. Dahinter wird Jasmina im zweiten Labyrinth noch von Emily Adenstedt [Orienteering Klosterneuburg] überholt und niedergesprintet, für sie gibt es somit die Bronzemedaille. Drei Sekunden dahinter bleibt für Tina nur der Platz, den niemand will: der 4. Platz. Unsere Jüngste, Livia, beendet diese österreichische Meisterschaft auf dem 6. Platz.

Die Leistungen unserer Damen & Herren waren wieder einmal herzerwärmend. Die Sonne allein hätte nicht dafür ausgereicht. Mehr als 9 Grad hat es an diesem für uns so erfolgreichen Sonntag nicht in St. Pölten.



