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Der lange Weg zu Bestleistungen

Donnerstag, 10. Juli 2025. Wer kämpft, wird belohnt. Das zeigt sich bei den World Orienteering Championships 2025 [WOC] in Kuopio im Allgemeinen auch bei den beiden Medaillenentscheidungen über die Langdistanz. Wer kämpft, wird belohnt. Das gilt im Besonderen für unser Naturfreunde Wien-Quartett. Jannis, Nico, Anika & Jasmina kämpfen sich zu persönlichen Bestleistungen verschiedenster Art und Jannis sorgt zudem für das erste rot-weiß-rote Top-Ten-Ergebnis bei dieser WM.

Foto: IOF / Kristina Lindgren

Jannis ist bei der Entscheidung um den Titel näher dran als alle anderen. Nur ein paar Sekunden vor dem alten und neuen Weltmeister Kasper Harlem Fosser [NOR] überquert er die Ziellinie. Die folgenden Augenblicke sind ein TV-Erlebnis der emotionalen Art. Erst erfährt Fosser, dass er Langdistanz-Gold gewonnen hat – nebenbei zum dritten mal in Folge – und jubelt ausgelassen. Erste Gratulantin ist Simona Aebersold [SUI]. Als sie ihm gratuliert und ihrem Liebsten ins Ohr flüstert, dass sie auch gewonnen hat, jubelt Fosser noch ausgelassener.

Foto: IOF / Kristina Lindgren

Daneben steht Jannis, der den harten und überlangen Tag im finnischen Forst nach fast 110 Minuten auf dem starken 10. Platz beendet, und ringt nach Atem und mit den Gefühlen: „Es war so lang und so hart. Nach 45 Minuten habe ich Seitenstechen bekommen, ab da war es brutal. Ich wollte nur noch heimkommen.“ Heraus kommt das beste WM-Ergebnis über die Langdistanz des 26jährigen: „An so ein gutes Ergebnis habe ich gar nicht mehr gedacht, aber ich habe mir vorgenommen, bis ins Ziel zu kämpfen“. Es hat sich ausgezahlt.

Foto: IOF / Kristina Lindgren

Nico kann gar nicht ahnen, was alles auf ihn zukommt. Er läuft zum ersten Mal bei einer Weltmeisterschaft. Fehler passieren, Routen werden nicht optimal gewählt. Aber er kämpft weiter, holt einige Gegner ein und ist überrascht, wie schnell er sich von manchen wieder lösen kann. Fast kann er seinen Traum von den Top 20 wahr werden lassen, aber zwei „dumme Fehler“ ganz am Ende verhindern das. Mit dem 25. Platz bei seinem WM-Debüt ist er dennoch sehr zufrieden: „Ich habe mich im Rennen gar nicht gut gefühlt, aber ich habe mir gedacht, es geht sicher allen so und habe weitergekämpft.“

Vor den Augen von Freunden und Familie erlebt er Emotionen, die er so noch nie erlebt hat. Auch beim Interview muss er sich Bemühen, um die Tränen zu unterdrücken: „Ich bin einfach glücklich. Das war so schön, obwohl es so brutal hart war“. Auch Anika lässt nicht locker und wird ebenfalls mit ihrem besten WM-Ergebnis belohnt: „Auch wenn ich mein Wunschergebnis knappt verpasst habe, das ist meine WOC-PB, das passt so.“

Foto: IOF / Kristina Lindgren

Erst nach eineinhalb Stunden hat sie sich in die Top 30 hineingearbeitet. Der 26. Platz im Ziel ist dann nach 122 Minuten im extrem ruppigen Gelände das starke Resultat ihrer kämpferischen Bemühungen: „Physisch war es zaacher als ich erwartet habe, aber ich habe gekämpft. Es war sehr cool, dass ich es dann bis zum Ende gut durchziehen konnte.“

Foto: Ferri

Lange Zeit liegt Jasmina bei den Zwischenzeiten vor ihrer Schwester, aber die Strapazen des dritten WM-Rennens in drei Tagen werden immer spürbarer: „Es hat sich gar nicht gut angefühlt, mir ist dann einfach die Power ausgegangen, ich habe nur noch versucht ins Ziel zu kommen.“ Auf den letzten Kilometern verliert sie noch ein paar Positionen und belegt den 29. Platz: Es ist ihre beste WM-Langdistanz-Platzierung.„Mit dem Ergebnis bin ich recht zufrieden, mit dem Lauf nicht so sehr.“

Foto: IOF / Kristina Lindgren

Wenn Matthias Kyburz [SUI], der heute mit der Bronzemedaille für seine Anstrengungen belohnt wird, in der Arena von „der härtesten und längsten Langdistanz seiner Karriere“ spricht, kann man erahnen, wie extrem der Wettkampf heute war. Gratulation an alle Kämpferinnen und Kämpfer. Wer kämpft, wird belohnt.