Berichte

Wir lassen es krachen. Überall.

Das Waldviertel lud eine kleine Radpartie zu einer kleinen Radpartie. Sechs Mountainbikerinnen und Mountainbiker unseres Vereines wurden beim MTBO-Wochenende in Kirchbach bei Rapottenstein sogar zweimal in die Startbox gebeten und nahmen am 14. und 15. Juni 2025 den 3. und 4. Austria Cup in Angriff. Am Sonntag wurden gleichzeitig auch die österreichischen Meisterschaften über die Langdistanz entschieden. Babsi [D50-] entschied sich für die Silbermedaille.

Man sollte das nicht unterschätzen. Bei einem Besuch auf der Toilette kann man es – wie bei einem Radrennen – nicht nur so richtig krachen lassen, man kann auch einiges lernen. Zum Beispiel viel über die Lesegewohnheiten des Besitzers, die Sauberkeitsansprüche des Vorsitzers und das Gesicht des Nachsitzers. Und einiges mehr. Beim Mountainbike-Wochenende in Kirchbach wird einem vor Beginn der persönlichen Kabinenparty etwa gleich lehrreich vermittelt, dass man sich bei einer internationalen Veranstaltung befindet. Für alle, die der Waldviertler Sprache nicht mächtig sind und die die Türschilder „Mandaleit“ und „Weibaleit“ nicht lesen können, wurden zusätzlich Schummelzettel mit „Men“ und „Women“ an die Türen gepinnt. Macht Sinn und Ordnung in den Schlangen, denn schließlich sind – neben den üblichen 100 aus Österreich – auch sehr viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Tschechien und viel weniger viele aus Großbritannien, Neuseeland, Australien, Slowenien, Ungarn und Portugal nach Kirchbach gekommen. Schließlich waren die Rennen nahe Zwettl auch Teil der World Masters Series und des tschechischen MTBO-Cups.

Sie alle finden beim Schilift Kirchbach ein tolles Wettkampfzentrum mit allen Vorzügen und Annehmlichkeiten vor. Der „Kirchbochstadl“ gilt als beliebteste Skihütte Niederösterreichs, auch die sanitären Anlagen überzeugen. Neben den erwähnten WC-Kabinen ist das vor allem der von uns als Badesee genutzte Beschneiungsteich, mit dessen Moorwasser im Winter die Schneekanonen gespeist werden. Verspeist werden Nudeln, Gulaschsuppe, Würstel und Mehlspeisen. Aber meist erst nach getaner sportlicher Arbeit. 

Am Kennenlern-Samstag besteht die Waldarbeit aus einem Mitteldistanz-Rennen zum Austria Cup 2025. Babsi [D50-] feiert einen Tagessieg, auch Boris [Offen kurz] ist der Schnellste.  Außerdem gibt es für Sabine [D60-] den 5. Platz. Christine [D50-] und Felix [H50-] fahren jeweils auf den 6. Platz, während Michael [H50-] auf dem 10. Platz ins Ziel kommt. Den Lohn für unsere Leistungen gibt es in Form von Waldviertler Spezialitäten bei einem gemeinsamen Abendessen in einem nahen Dorfwirtshaus.

Am Sonntag ist der Toilettenbesuch vor dem Start zu empfehlen, denn in einigen Kategorien kann die Langdistanz-Fahrt in die Wälder zwischen Kirchbach, Riebeis und Lembach schon zu einem Tagesausflug werden. Nicht umsonst wurde das Gelände bei der Weltmeisterschaft 2018 für die Mitteldistanz-Rennen genutzt. Wir sind in historischen, weltmeisterlichen Reifenspuren unterwegs. Damals stand im Bulletin ganz knapp und nüchtern: „very hilly area with dense track network. mainly forest areas.” Stimmt schon, aber der Begriff “dichtes Wegenetz“ ist eine maßlose Untertreibung. Oft sieht man den Wald vor lauter Wegen nicht. An jeder Ecke befindet sich eine unübersichtliche Kreuzung und die zu fahrenden Anstiege sind zum Teil knackig wie frisches Waldviertler Holzofenbrot.

Die österreichischen Meisterschaften über die Langdistanz enden für unseren Verein mit einer Silbermedaille durch Babsi [D50-] und der schönen Ergebnis-Zahlenreihe 0., Boris [Offen] – 2., Babsi [D50-] – 4., Sabine [D60-] – 6., Christine [D50-] – 8., Felix [H50-] und 10., Michael [H50-]. Hier sind der Fehlstempel von Boris, der, vom Ziel magnetisch angezogen, den letzten Posten links liegen lässt und der Wille zur Qual von Michael, der zweieinhalb Stunden lang unterwegs ist, hervorzuheben.

Die schlechte Nachricht für ihn: die – wie bei der Tour de France täglich vergebene – rote Startnummer für den „kämpferischsten Fahrer des Tages“ ist ihm nicht fix.  Der Sonntag im Wald wollte auch für einige andere kein Ende nehmen, die Bahnen sind teilweise doch etwas lang geraten: Die Tschechin Pavlina Zemkova [W20] zum Beispiel war 3 Stunden und 8 Minuten unterwegs. Jakob Kratky [OLT Transdanubien] in der Herren-Elite sogar knapp dreieinhalb Stunden. Viele wären da schon viel früher fluchend mit folgenden Worten abgestiegen: „Da sch…. ich drauf“. Sehr gerne, aber bitte streng getrennt nach „Mandaleit“ und „Weibaleit“.